Die wahre Ursache des Leidens
Kommentierung zur "1. Edlen Wahrheit vom Leiden" des Buddha - eine Erklärung und Mahnung zugleich.
Der Mensch leidet dann, wenn er Mangel an etwas hat, sei es Gesundheit, Finanzen, Besitz, Existenznot, Sinnesgenuß, soziale Einbettung oder zu wenig Bequemlichkeit. Lebt er in Wohlstand und ist gesund, gibt es kein Leid für ihn und hat er einen Mangel, sucht er diesen mit materiellen Mitteln und psychischer Kraft zu beseitigen, doch die treibende Kraft zum Leiden ist die Persönlichkeit, das allerkostbarste Ich.
Das Leiden hat konkrete Ursachen und ist selbstverursacht. Es kann daher nur durch direkten Eingriff in die Lebensweise beseitigt werden.
Dieser Eingriff kann je nachdem, wie der Mensch das Leben versteht, unterschiedlich sein. Die primitive Ansicht vermeidet das Leiden durch den Glauben an Gott, von dem der Mensch Gnade erwartet. Das ist die Haltung des gläubigen Menschen. Aber viele Menschen glauben nicht mehr an Gott, und deshalb legen sie ihren Glauben an die Erlösung vom Leiden in organisierte Hilfe; deren Zügel ergreifen jedoch selbsternannte Führer der Leidenden. Der Egoismus aller macht jedoch diese ersehnte Hilfe undurchführbar.
Sich zu wünschen, daß dieses oder jenes Übel nicht existiert, ist ein Ausdruck geistiger Verdunkelung und Täuschung. Alles hängt nur davon ab, wie der Mensch seine Wünsche zügelt; diejenigen, die die Wünsche völlig ausgerottet haben, leiden überhaupt nicht mehr.
Und das Bemühen der menschlichen Gesellschaft, das persönliche Leiden der Einzelnen zu beseitigen? – Das wird niemals zum Erfolg führen. Der Felsblock des Leidens wird nur hin und her gerollt werden. Was einst die Träumer quälte, kommt vielleicht jetzt nicht mehr so oft vor, aber es gibt andere Qualen; manchmal sind sie vielleicht geringer, manchmal aber auch schärfer als je zuvor. Denn die Begierden verlangen immer mehr und mehr und verraten nicht, daß die Menschen nirgendwo dauerhafte Befriedigung finden und nur ohne sie dem Leiden entkommen können.
Alle diejenigen, die scheinbar den Menschen helfen wollen, das Leiden zu beseitigen, scheitern immer irgendwie und helfen sehr oft nur sich selbst – meist nicht vom Leiden, sondern materiell oder durch die Vergrößerung ihrer persönlichen Macht. Aber so ist die Welt. Sie kann nicht zu der einfachen Erkenntnis erwachen, daß jedes Leiden relativ ist und zum größten Teil durch die Reduzierung der täglichen Bedürfnisse beseitigt werden kann, deren Menge von den sinnlichen Begierden bestimmt wird. Die vollständige Beseitigung allen Elends wird durch die sogenannte Einweihung erreicht, durch die der Mensch dazu gelangt, daß er nicht einmal sich selbst mehr schätzt, weil er sich für ein manipulierbares Phänomen hält.
Warum sehen die Menschen diese Zusammenhänge nicht? Warum lassen sie sich von einer so mächtigen Verblendung täuschen und halten dennoch an der Überzeugung fest, daß sie weiser sind als alle, die jemals waren? – Weil die Grundlage der Unwissenheit nicht nur Dummheit ist, sondern auch die Überzeugung, daß das gegenwärtige Wissen das höchste ist, auch wenn es sich von Tag zu Tag verändert hat.
Das kompromißlose Wollen nach MEHR, nach IMMER WIEDER und nach noch BESSEREM im Privaten, in der Politik, in der Wirtschaft, in der Wissenschaft und in der Technik führt, wenn es kein Halten gibt und es der Natur und dem inneren Sinn der Schöpfung unerträglich wird, nur zu einem: zum UMKIPPEN und dies wird nicht schön sein. Aber dann wird die Menschheit neu geboren.
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