Begriffe und Klarheiten

Es gibt wichtige Begriffe, die überall auftauchen (Bücher, Vorträge, Medien etc.) und mehr oder weniger unterschiedlich willkürlich angewandt werden. Hier sind einige definiert so wie sie von geistigen Entwicklungssystemen (in deutsch) allgemein verstanden werden (sollen). Bei Übersetzungen aus dem Englischen (was ja vorher im Tibetischen oder in Sanskrit oder Pali war) wird „mind“ gerne mit „Geist, Bewußtsein, Verstand oder sogar Gemüt“ übersetzt, was zu falschen Annahmen und daraufhin zu falschen Belehrungen führen kann. 

Man könnte für jeden Begriff eine lange Abhandlung oder Buch schreiben, deshalb hier "in der Kürze liegt die Würze" das Wesentlichste. Übrigens alles läßt sich in deutscher Sprache formulieren, es geht auch ohne Exotik.

Was ist bzw. was versteht man unter diesen Begriffen?
Natur, Bewußtsein, Denkprinzip,  Geist, Geistesobjekte, Gedanken, Intelligenz (Intellekt), Samskaras, Indriyas, Persönlichkeit, Tages- und Unterbewußtsein, Leere(Leerheit)
Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Wachheit, Wissensklarheit, überweltlicher Intellekt, Weisheit, Gewahr-Sein, Soheit, Gewahr-Werden, Selbst-Bewußt-Sein, Selbst-Bewußt-Werden, Nirvana, Paranirvana.


A) Allgemein

Natur ist geistigen Entwicklungssystemen alles, was nicht vom Menschen erschaffen wurde.

B) Nicht-materielle "Dinge" oder Entitäten im Wesen Mensch

1. Das Bewußtsein (pali viññāṇa) als Überbewußtsein ist eine transsendente und höchste „Qualität“ der Realität selbst und ist die lebendige Essenz des Universums, es besteht aus „klarem Licht“ und durchdringt den gesamten Kosmos. Es ist „immateriell“ und ist keine Funktion resultierend aus Sinneswahrnehmungen. Die Primärfunktion des Bewußtseins ist die Wahrnehmung als unbeteiligter „absoluter Beobachter oder Seher“ und ist daher die elementare Grundlage der Achtsamkeit und des Lebens überhaupt. Das Bewußtsein denkt nicht. Das Bewußtsein ist unantastbar, unzerstörbar und immerdar, auch bekannt als Diamant oder Vajra, und sein Licht ist alles-durchdrigend und variiert „hart bis freundlich“. Funktionell ist das Bewußtsein 3-teilig, siehe Tages- und Unterbewußtsein. Befreit von der Persönlichkeit zeigt es seine wahre Natur. 
2. Alle Intelligenz bzw. überweltlicher Intellekt kommt vom Beobachter und dem Gedächtnis, sie interagieren außerhalb von Zeit und Raum. Der Intelligenzgrad ist abhängig von den verdunkelnen Umhüllungen der Persönlichkeit (stumpf/blöd bis allwissend).
3. Das Denkprinzip (Denkorgan, mind, sankrit citta) ist nicht selbstleuchtend, es fungiert als Reflektor und ist von Natur aus glatt. Das Denkprinzip kann weder beobachten noch zuschauen, sondern nur wiedergeben. Die Persönlichkeit hat das Denkorgan "gekapert" und verfälscht so die Realitäten oder erzeugt neue und ist Ursache aller Irrtümer.
4. Das Tagesbewußtsein ist ein durch die Sinneswahrnehmungen und deren „Abbildungen“ (siehe Geistesobjekte) reflexiv Bedingtes, siehe auch „Daseinsgruppen (skandhas)“.
5. Als Geist (citta oder mind) wird das immer aktive Denkpinzip be-zeichnet, als das "denkende Bewußtsein", daher "man muß den Geist zähmen".
6. Geistesobjekte sind die wellenartigen Objekte bzw. „Bilder“ des Denkprinzips (Gedanken, Sinneseindrücke, Imaginationen, Impulse), sie bilden das denkende Bewußtsein, deswegen ist der Mensch im Geiste immer etwas anderes.
7. Samskaras sind im Gedächtnis abgelagerte Sinneseindrücke, die unkontrolliert hochsteigen, Samskaras können Atavismen bilden.
8. Das Denkprinzip und das Bewußtsein sind nicht dasselbe, wird jedoch gerne als Geist übersetzt oder benutzt.
9. Gedanken sind psychisch-physikalische „Energiepakete mit Valenz“ und werden nicht vom Denkprinzip, sondern von der Persönlichkeit und dem Unterbewußtsein erzeugt. Sie verfärben oder zerstören die Objektivität und bilden auch andere (falsche) Wirklichkeiten.
10. Indriyas sind die subtilen Sinnesorgane, welche die analogen Wahrnehmungen in Bilder oder Wellen im Denkprinzip umsetzen. Man kann sie loslösen und durch den Raum bewegen.
11. Unter innerer Sinn wird meist die gebündelte Funktionalität aus Wahrnehmen, Denken, Erkennen und Erinnern bezeichnet.
10. Das Unterbewußtsein ist ein Container, dessen energetische Inhalte sich dem Tagesbewußtsein entziehen aber trotzdem überall mitbestimmen. Die Inhalte sind u.a. Atavismen, Samskaras, Emotionen, Triebe und Reflexe. Es ist intelligenz- und lichtlos und stinkt, es erzeugt auch "falsche" Wirklichkeiten. Wenn man das kognitive Bewußt-, Tages- und Unterbewußtsein als Einheit betrachtet, so beträgt der Anteil des Unterbewußtseins derzeit mehr als 80%.
11. Die Persönlichkeit ist das differenzierte Selbst-Bewußt-Werden (Ego) des Menschen. Sie ist eine psychische, materiell nicht feststellbare Schein-Entität und ist ständig anders. Sie ist die Hauptursache dessen, warum der Mensch den ganzen befreienden Prozeß durchmachen muß. Sie hat alle wichtigen Positionen besetzt, sie ist sein (falsches) „Ich“ und ist der Feind jeder geistigen Entwicklung und greift jeden an, der daran was ändern will.
12. Die Leere oder Leerheit (shunyata, void, emptiness) ist nicht Nichts sondern der grenzenlose Bereich von Raum und Energie, wo es keine Phänomene gibt. Das schwarze Nichts des Weltraums ist „Etwas“ und Basis von Wellen (Schwingungen, Frequenzen). Die Leere ist das einzig unveränderliche "Stabile". Das Universum ist darin eine „Sache“. Leere und Bewußtsein sind Eins, das Absolute bildet in der Leere weitere „Schichten“. Im "schwarzen Nichts" ist das Licht des Dharmakaya "versteckt" überall.

C) Begriffe über geistige Zustände bzw. Bewußtseinsfähigkeiten.
(Legende: P = Prozess, R = Resultat/Zustand, P+R = beides simultan)

13. Wahrnehmung (P), englisch perception, ist Erkennen, Begreifen, Ge-wahrsein, Achtsamkeit in einem, Voraussetzung zur Assoziation und Abstraktion. Wahrnehmung ist die grundlegende Funktion des Bewußt-seins und ist die Erst-Manifestation des Absoluten, auch bekannt als „Beobachter, Seher oder Purusha (sanskrit) und ist notwendig für die Rückkehr in das Absolute (Nirvana).
14. Aufmerksamkeit (P), englisch attention, als ein kurzzeitiges Fokusieren auf eine Tätigkeit oder Sinneswahrnehmungen zur Erzielung einer Erkenntnis oder Lerneffektes, ausgelöst durch einen Reiz.
15. Achtsamkeit (P), englisch mindfulness oder attentativeness, als eine anhaltende Bemühung zur Beobachtung externer oder interner Ereignisse zum besseren Erkennen von Details und Begreifen einer Situation, also eine gestreckte Aufmerksamkeit, deren Intensität oder Dauer die Beobachtungs- und Unterscheidungsfähigkeit beeinflußt. Selbstbeobachtung oder Introspektion ist wohl das bessere Wort für die Achtsamkeit im Sinne Buddhas. Die wahre Achtsamkeit erkennt bereits vorher, was innen abläuft bzw. beabsichtigt wird.
16. Wachheit (R), englisch alertness oder awake (woke), als ein bestimmter Grad von Erkenntnisvermögen bedingt durch die Eliminierung oder Reduzierung von störenden Faktoren wie Denken, Emotionen, Impulsen und körperlicher, mentaler und geistiger Passivität. Das Zurückdrängen der Persönlichkeit bestimmt die Wachheit. Wachheit bestimmt den Grad der Achtsamkeit, beide sind wichtig für die Innenschau und bedingen einander.
17. Bewußtheit (P) englisch als awareness, als momentanes Begreifen, was man da gerade tut, denkt, fühlt oder antizipativ beabsichtigt. Bewußtheit und Achtsamkeit sind Zwillinge. Achtsamkeit, Wachheit und Bewußtheit werden gerne verwechselt.
18. Wissensklarheit (P+R) als Rückkoppelung der kognitiven Erkennt-nisse, wodurch man Eingreifen kann oder Dinge (Objekte, Prozesse, Abstrakta) versteht. Wissensklarheit ist das Ergebnis von Achtsam- und Aufmerksamkeit. Sie steigt immer von innen auf und ist "plötzlich da". Man kann sie sich nicht anlesen!
19. Überweltlicher Intellekt (P) als die nie ruhende Fähigkeit der Achtsamkeit all die obigen Faktoren so zu bündeln, daß Realitäten "so wie sie sind" erkannt werden und jedes Objekt oder jeder Prozeß sein Geheimnis preisgeben muß, auch Buddha-Auge genannt. Damit ist dem inneren Beobachter die diamantklare, ultimative Realitätserkennung von allem und von sich selbst möglich.
20. Weisheit (P+R) als Erkennen und Begreifen eines Zustandes, Situation oder Prozeßes, wobei alle relevanten Realitäten dazu, unabhängig bzw. außerhalb von Zeit und Raum, dem inneren Beob-achter vorliegen und somit eine fehlerlose Beurteilung (Unfehlbarkeit) ermöglichen, was ein spielgeglattes Denkprinzip bzw. die innere Leerheit voraussetzt.
21. Gewahrsein (P) englisch awareness, auch Soheit genannt, siehe dazu Bewußtheit.
22. Gewahrwerden (P) englisch becoming aware, siehe Aufmerksam-keit und Achtsamkeit.
23. Selbst-Bewußt-Werden, Selbst-Bewußt-Sein ist im buddhist-ischen Sinne ein alles-umschließender Begriff für die obigen, mit P+R deklarierten Definitionen. Das Bewußt-Werden im nachhinein ist ata-vistisch, mechanisch bedingt.
24. Nirvana (R) ist das vollkommene Erlöschen jeglicher Wünsche, Sehnsüchte und Anhaftungen bedingt durch das Erliegen aller inneren Im-pulse und des Lebensdurstes sowie die Vernichtung aller Grundlagen zur Wiedergeburt. Die Vereinigung bzw. Identifikation zum Ursprung allen Seins und dem Licht des Absoluten ist ein weiteres Ergebnis. Durch die Durch- und Ausleuchtung des Unterbewußtseins mit dem Licht und Feuer des Überbewußtseins gibt es das bedingte Tages-bewußtsein nicht mehr. Auch der allerfeinste Lebensdurst, wie bei den blauen, formlosen Göttern, existiert dann nicht mehr. Das "kleine Ich" geht in die reine, leuchtend klare, grenzenlose, unan-tastbare, unzerstörbare "Qualität des Bewußtseins" mit allen Attributen in die "Große Freiheit" auf - unvorstellbar für Normalmenschen. Nirvana ist garantiert nicht das, was man den Christen als Erlösung vermittelt.
25. Paranirvana (R) ist der Zustand der wahren Erlösung, die mit dem letzten Atemzug des Yogis oder Mystikers vollendet wird, der auch die höchste Stufen erreicht hat.