Lamrim und Ngöndro

Die Vorbereitungen tibetischer Art


Buddha Shakyamuni selbst hat diese Vorbereitungsübungen nicht gelehrt. Sie wurden 1500 Jahre später von Atisa verfaßt, was einer speziellen Extrahierung (Auslegung) aus den Sutras gleichkommt. Gampopa hat dies in seinem "Jewel Ornament of Liberation" ebenfalls konkretisiert. Tsongkapa hat später Atisas Werk noch verfeinert. Die Vorbereitungen bestehen aus "5 Ansammlungen" und sollen notwendige innere Umformungen (Vorbereitungen für strikte Übungen) bewirken und einen Rückfall in das Sinnesleben und Samsaro verhindern. Lamrim und Ngöndro sind primär Erfindungen zur sinnvollen Beschäftigung der Klosterinsassen und werden zunehmend zur "Kunden- und Vereinsbindung" im Westen benutzt. Die Vorgaben sind wirklich nicht leicht zu erfüllen. Die Frage ist, ob die Vorbereitung nur auf diese Weise möglich ist oder ob es auch anders geht?

Kann man Lamrim oder Ngöndro übergehen? NEIN
Ohne der edlen Versittlichung, ohne karmischem Guthaben und ohne Selbstbeobachtung bleibt man ein gewöhnlicher Mensch, der das Animalische in sich hat und "geistig schläft".

Kann man Lamrim oder Ngöndro anders ausführen? JA.
Der gesamte zeremonielle und yogische Komplex der Lamrim-Unterweisungen kann durch die tägliche Praxis der 5 Padas  ersetzt werden, ohne dabei in Abhängigkeit einer spezifischen Tradition  zu geraten. 


Zur Praxis von Lamrim/Ngöndro

Im Lamrim oder Ngöndro werden die Laien generell in die Gruppe der "Gering-Befähigten" eingeteilt und damit im Bereich der Vorbereitungsübungen durch vorgefertigten und angepaßten Unterricht festgehalten. Teile des Lamrim-Ngöndro-Konstuktes sind nicht für die Menschen im Westen ausgelegt bzw. ungeeignet. Wer begriffen hat, warum er dem Leid und der Vergänglichkeit entkommen will, also wer echte Sehnsucht nach dem Ausweg hat, kann nach Selbst-Aneignung der Grundlagen der Lehre Buddha gleich oder parallell dazu mit der Praxis der 5 Padas beginnen, denn man erreicht damit dasselbe. Die 3 Gruppen der Vorbereitungen sind:

a) Die äußeren Vorbereitungsübungen: über Einzigartigkeit des menschlichen Lebens und seiner Möglichkeiten, über Vergänglichkeit und Tod, über Ursachen und Wirkungen, über das Leid des Samsaro.

b) Die inneren Vorbereitungsübungen: Zufluchtnahme zu Buddha, Dharma und Sangha, Erzeugen von Bodhicitta, die Varjasattva-Meditation und der Guru-Yoga.

c) die Ansammlungen von 100k Niederwerfungen, 100k Rezitationen des Zufluchtsgebetes und 100k Rezitationen des 100-Silben-Vajra-sattva-Mantras.

Die Vajrasattva-Meditation ist komplex (Aufbau- und Endephase und Rezitationen) und erfordert zur korrekten Visualisierung die Konzentrationsfähigkeit und ist sicher keine Vorbereitungsübung (Beschreibung dazu am Kapitelende). Der Guru-Yoga ist nur dann sinnvoll, wenn man einen wahren spirituellen Meister gefunden hat und von ihm akzeptiert wurde, ansonsten läuft die Zuflucht ins Leere (kein Adressat vorhanden). Nur wenige meistern Lamrim oder Ngöndro in einer Existenz so, daß sie danach den tantrischen Vollendungsweg erfolgreich abschließen können.

Ausführliches dazu im Buch > Inhaltsverzeichnis


Was müßte mit Lamrin/Ngöndro gelöst werden?
das Problem der mentalen Aktivität
das Problem des Gefühls
das Problem der Sinneswahrnehmungen
das Problem mit dem Trieb
das Problem der Atavismen
das Problem der Bewußtseinsfunktionen
das Problem des günstigen Schicksals


In der Bemühung, der Vergänglichkeit und dem Samsaro zu entkommen, gibt es 2 Grundforderungen, die immer erfüllt werden müssen. Welche 2?

1. Man muß Altes aufgeben und durch Neues ersetzen, also muß man sich umformen.

2. Das Neue muß die Qualität des Lichts haben, also von Tamas zu Sattva und nicht umgekehrt, was der Weg in die Selbstvernichtung wäre.


Der Mensch, so wie er gerade ist, ist eigentlich vollkommen. Diese Vollkommenheit muß als karmische Gerechtigkeit verstanden werden, denn egal in welchen Umständen er sich befindet, die Potentiale sind immer gleich und gehen nicht verloren. Deswegen sagt auch Buddha als er nach der Erleuchtung sich umsah:
"Wie seltsam, ich sehe, daß alle Menschen Buddhas sind".
Nur die Mensch wissen davon nichts.

Die rechte Umformung bewirkt eine Auflösung der Umhüllungen, die nicht entfernt werden sollen, sondern die so transparent gemacht werden müssen, damit das Buddha-Auge bis in die letzte Wirklichkeit vordringen kann. Eine Entfernung wäre eine Kastrierung, was den Menschen alle Fähigkeiten nehmen würden. Die Transparenz-Machung kann als totale Reinigung der pranischen Kreislaufs und Entfernung allen Tamas in den atomaren Zwischenräumen des Körpers verstanden werden. Und dies wird durch verschiedene Yogas erreicht (z.B. Trantra-, Kundalini-Yoga, die 6 Yogas von Naropa etc.). Also hier geht der tibetische Buddhismus eindeutig in Yoga über.