Analyse der Achtsamkeit
Mit der Entdeckung der Wirksamkeit der Achtsamkeit durch den historischen Buddha wurde eine immer funktionierende Methode formuliert und als ein mit nichts vergleichbares Geschenk an die Menschheit übergeben. Durch die analytische Konzentration und die alles-durchdringende Weisheit hat Buddha dies entdeckt. Die Achtsamkeitsmethode ist leicht zu verstehen und leicht anzuwenden, aber schwierig durchzuhalten. Welche inneren Potentiale die Achtsamkeit nutzt, ist im Kapitel „Praxis der Meditation und Konzentration“ unter „Warum funktioniert Vipassana“ beschrieben. Hier nun eine Analyse zum Wesen und zur Funktionsweise der Achtsamkeit:
1. Achtsamkeit ist eine Grundfunktion des Bewußtseins
2. Ohne Achtsamkeit keine Objektwahrnehmung
3. Sati (Begreifen) entsteht aus Objektwahrnehmung und Gedächtnis
4. Frühere Einordnungen der Wahrnehmungen führen zu Assoziationen
5. Assoziationen ermöglichen abstraktes Denken
6. Eine schärfere Aufmerksamkeit führt zu mehr Details
7. Abstraktes Denken bewirkt die Fähigkeit zur Generalisierung
8. Achtsamkeit durchbricht den dunklen Strom des Unbewußten
9. Je stärker die Ich-Beziehung desto schlimmer die Irrtümer im Beurteilen der Wahrnehmungen
Der weitaus größte Teil des geistig-mentalen Lebens in der heutigen Menschheit vollzieht sich als „angeborene Fähigkeit“ in diesen 4 Schritten und erweitert sich horizontal in die Breite und nicht vertikal:
von Objektkenntnis zu Subjektivierung der Erfahrung zu assoziierendem Denken zum abstrakten Denken
Diese derzetige Achtsamkeit umfaßt bereits ein weites Gebiet, sind aber noch eng verquickt mit Vorurteilen, Ansichten und Gefühlsbeein-flußungen und bewirken folglich Fehlasssoziationen, was die Intelligenz der Erkenntnis (Verläßlichkeit der Schlußfolgerungen) sehr beeinträchtigt. Auf dieser Stufe bleiben diejenigen stehen, die keine Buddha-Belehrung erfahren haben oder diese nicht im Alltag anwenden. Den Tieren fehlt die Gedächtniskraft und können nur isolierte, unzusammenhängende Tatsachen auffassen.
Auf der nächsten Stufe beginnt die "rechte Achtsamkeit" im Sinne Buddhas durch Anwendung seiner Lehre auf das rechte Handeln, das rechte Denken, das rechte Reden und die rechte Lebensweise. Will der Mensch seine bisherigen Begrenzungen horizontal wie vertikal aufheben, so muß er diese Technik anwenden, denn durch rechte Achtsamkeit im Denken und im Wahrnehmen wird ein vorurteilsloser Gedankenrohstoff erzeugt, der einen viel größeren Grad der Verläßlichkeit bewirkt und daher immer weniger Fehlurteile (bis gar keine mehr) zuläßt. Einem ungeschulten Geist ist die "rechte Aufmerksamkeit" fremd und kann erst durch beharrliches Üben in das Wesensdasein integriert werden. Ohne rechter Aufmerksamkeit bleiben ihm leidvolle Erfahrungen nicht erspart, denn erst diese bewirken ein „Aufmerken“.
Der geistige Fortschritt ist somit eine spiralenartige "Bewegung", denn die Grundsituationen wiederholen sich auf verschiedenen Ebenen der Wahrnehmungsschärfe, welche in Achtsamkeitsgrade unterteilt werden kann und sich durch Bewußtseinsklarheit, Bewußtseinsintensität und Wirklichkeitserkenntnis mit zunehmender Abnahme von Fehlerquellen unterscheiden. Diese verschiedenen Ebenen spiegeln sich in den Definitionen bzw. Beschreibungen der Jhanas wieder, siehe Kapitel „Was sind Jhanas?“. In diesem spiralförmigen Prozeß, der nur mehr vertikal ist, erfährt man viele Stufen des Erwachens, jede einzelne ist schwierig zu beschreiben. Ein wahrer spiritueller Meister kennt sie alle. In dieser Spiralbewegung steigert sich das Wachsein und es ändern sich (oder werden mehr) auf höheren Stufen die wahrzunehmenden Objekte, z.B. der pranische Körper, die kosmische Energie oder der grenzenlose Raum. Mit dieser steigernden Achtsamkeit werden die unbewußten Vorgänge durch eine erhöhte und geschärfte Aufmerksamkeit in eine Bewußtseinserhöhung und Bewußtseinserhellung umgewandelt, was im Bodhi endet. Diese rechte Aufmerksamkeit aktiviert das Buddha-Auge und erhöht den überweltlichen Intellekt. Und letztendlich tritt dies ein:
„Wenn das Licht des höheren ICHs das niedrigere Ich durchdringt, identifizieren sich die beiden Ichs miteinander und hierdurch wird die Vollkommenheit erreicht“.

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